Dogo Argentino, wk, geb. 05.08.2011
Versuch eines Interviews mit Djamila, bevor die Sache mit der Yorkshire-Nummer kam
Hmppf ... Ist ja gut ... Djamila ... jaaaaadoch ... ich kann dich auch total gut ... pfffhhh ... okayokay ... Djamila ...
Ich find dich sehr nett.
Ich dich auch Djamila, ganz ehrlich, aber kannst du mal von mir runtergehen und dich ruhig hinsetzen, wir sollten noch ein kleines Interview machen.
Darf ich dich dabei abschlabbern?
Nein, lieber nicht. Du nuschelst dann immer so, und man versteht dich kaum.
Schade.
Also. Wie wir wissen, kannst du manchmal recht direkt sein, was Körperkontakt angeht. Wie vereinbarst du das mit der Tatsache, dass du ja eigentlich eine Dame bist?
Wer sagt das denn?
Naja, du hast weisse Haare, einen Stammbaum und bist kein kleines Mädchen mehr.
Trifft ja auf dich auch zu und benimmst du dich wie eine Dame? Nö. ...
Ehm, ja, danke Djamila.
Gerne.
Noch einmal zurück zu deiner körperlichen Herangehensweise ...
Nun gut, ich hab’ halt ein umwerfendes Naturell, das gehört zu uns Dogos dazu, und im Überschwang der Gefühle kann es halt auch sein, dass es zu etwas kommt, das wie ein Rempler aussieht. Aber nett gemeint ist.
Du magst Menschen?
Irrsinnig gern. Und wenn ich es mit kleinen Menschen zu tun hab, bin ich auch immer gaaaaanz vorsichtig.
Und was ist mit Artgenossen?
Ich weiss, worauf du hinauswillst, du willst wissen, warum ich manchmal an der Leine unfreundlich bin. Das kommt von früher, als ich noch mit meinem Kumpel unterwegs war, das war so ein bisschen wie bei Bonnie und Clyde, er hat angefangen und ich hab’ ihm Rückendeckung gegeben. Und weil man uns hat machen lassen, haben wir auch gemacht. Aber wenn ich ehrlich bin, war das ganz schön stressig. Und wenn ich noch ehrlicher bin ...
Ja?
Wenn ich noch ehrlicher bin, kann ich dann zu dir auf den Schoss, und wir knuddeln ne Runde?
Djamila, du bis zu gross für auf den Schoss.
Bin ich nicht. Ich kann mich auf Yorkshire-Grösse zusammenrollen, willst du mal sehen?
Okay, also, wenn du noch ehrlicher bist ...
Es gibt ganz viele Kolleginnen und Kollegen, die sind für mich an der Leine mittlerweile gar nicht mehr der Rede wert, was das Spazieren für mich viel angenehmer macht. Manchmal begegne ich aber einem Hund, der unverschämt guckt ... Da kann ich mich einfach noch zu wenig gut beherrschen. Aber ich wär’ total bereit, das zu lernen.
...
Darf ich jetzt?
Also gut ... zeig mir mal die Nummer mit dem Yorkshire... hey, langsam, ... Djamila... nicht so stürmisch ... hmmpfff ... hey ... und nicht wieder abschlabbeiiiiiigittt.... pfffhmpfff ....
Djamila ist eine ausgeglichene, freundliche und sehr menschenbezogene Hündin, die ganz rassetypisch genauso gerne wild spielt, wie auf der faulen Haut zu liegen und einfach zu relaxen. Wo auch immer sie Menschen sieht, möchte sie zu ihnen hin, um sich Streicheleinheiten abzuholen. So ist es keine Seltenheit, dass die weisse Schönheit auf einem Spaziergang wildfremden Menschen „zuwinselt“ und sich benimmt, als wären es Freunde, die sie schon lange nicht mehr gesehen hat. Mit Kindern verhält sie sich gleichermassen aufgeschlossen und zeigt sich im direkten Kontakt mit ihnen sehr feinfühlig und höflich-zurückhaltend, was ihr bei den „grossen Menschen“ manchmal etwas schwerfällt.
Aber nicht nur deswegen freut sich Djamila immer auf die gemeinsamen Spaziergänge. Sie liebt es auch, gemütlich am Wegesrand „die Zeitung zu lesen“ oder hier und da mal einer Maus nachzuspüren. Begegnungen mit Artgenossen verlaufen zurzeit noch unterschiedlich. Djamila war länger mit einem Rüden zusammen, mit dem sie an der Leine gerne auch mal andere Hunde „angepöbelt“ hat. Seitdem sie nicht mehr mit ihm unterwegs ist, und wir ihr auch gezeigt haben, welches Verhalten in diesen Situationen angebracht ist, verlaufen Begegnungen wesentlich entspannter. Aber nicht in jedem Fall. Es scheint fast, als müsste sie einfach hin und wieder zeigen, dass sie noch weiss wie es geht, und meist findet sie dann ein Gegenüber, das ihr gerne dabei „hilft“.
Im direkten Kontakt mit Artgenossen hat sich Djamila von Anfang an gut verträglich gezeigt. Vor allem zu Junghunden und Welpen scheint sie einen besonderen Draht zu haben, mit ihnen beweist sie eine schier unendliche Geduld. Aber auch mit ausgewachsenen Artgenossen zeigt sie sich souverän und freundlich, wenn auch manchmal etwas rüpelig. Denn die Dogo-Dame liebt das molossertypische Körperkontaktspiel, bei dem es auch etwas wilder zu und her gehen darf. Da erwartet den Spielpartner schon mal ein unsanfter Body-Check aus dem Hinterhalt einer Hecke. Grundsätzlich kann sie sich aber in diesen Spielsequenzen gut und problemlos wieder zurücknehmen und „runterfahren“ oder auch mal einen Spielabbruch des Gegenübers akzeptieren.
Allerdings gab es bisher eine Ausnahme, und zwar mit unserem Bergamasker-Mix Flip. Die Kontaktaufnahme zwischen den beiden verlief höflich, zurückhaltend und überaus freundlich von beiden Seiten. Sowohl Djamila als auch Flip signalisierten durch ihr Ausdrucksverhalten, dass sie einander sympathisch fanden, was unsere Tierpflegerin in ihrer Vermutung bestätigte, dass sich hier „Zwei gefunden haben“. Doch dann überkam Djamila ihr „Molosser-Temperament“ und sie rempelte Flip grob an, was der eher sanftmütige, sensible Rüde offensichtlich nicht richtig einordnen konnte und mit einem „Gegenangriff“ quittierte. Leider versagten der Lady hier offensichtlich die Nerven und anstatt deeskalierend zu beschwichtigen, endetet die anfangs so verheissungsvolle Vergesellschaftung in einer Beisserei.
Djamila deshalb als unverträglich oder gar gefährlich für Artgenossen zu bezeichnen, wäre genauso unfair wie falsch. Aber es kommt bei der Hübschen anscheinend darauf an, künftige Hundebekanntschaften mit etwas mehr Vorsicht anzugehen und dabei auch ein Auge auf möglichst ausgeglichene Grössenverhältnisse zu haben. Damit die andere Seite der molossertypischen Art der Zuneigungsbekundung Stand halten kann.
Was Djamila’s Gesundheit angeht, erhielten wir Ende März eine Hiobs-Botschaft. Djamila war für die Kastration beim Tierarzt, und wie immer werden unsere Hunde bei dieser Gelegenheit untersucht und geröntgt. Leider zeigte sich, dass Djamila’s Hüfte nicht in Ordnung ist. Die Tierärzte konnten anhand des Röntgenbilds folgende Schlussfolgerungen ziehen: Die Dogo Argentino-Hündin muss als Junghund eine Hüft-OP gehabt haben, bei der die Hüfte mehrmals gebrochen und mit Hilfe von Platten und Schrauben so fixiert wird, dass eine Verbesserung einer bestehenden Hüftgelenksdysplasie (HD) erzielt werden soll. Leider leidet unsere Djamila aber nun trotzdem unter dieser HD und den daraus resultierenden arthrotischen Veränderungen. Wir waren angesichts der Diagnose schockiert. Zum einen, weil sie völlig unerwartet kam, denn Djamila ist gerannt und gesprungen, ohne Anzeichen von Schmerzen zu zeigen. Und andererseits, weil der Befund bedeutet, dass sie früher oder später Schmerzen haben wird. Eine weitere OP kann in Anbetracht der Fakten nicht mehr durchgeführt werden, weshalb nebst den unterstützenden Massnahmen (wie Physiotherapie oder evtl. auch Akupunktur) ausschliesslich eine Schmerztherapie in Frage kommt. Auf die spricht die Hübsche allerdings wunderbar an. Seit dem Befund versorgen wir sie mit einem Medikament und gehen regelmässig zur Physiotherapie – und nach wie vor ist Djamila eine „fröhliche Nase“, die ihren Bewegungsdrang ungehindert auslebt. Wir sind sicher, dass sich diese Lebensqualität mit einer den Bedürfnissen angepassten Schmerztherapie erhalten lässt.
Wir suchen für unsere charmante Frohnatur einen Platz bei Menschen, die Erfahrung und Sicherheit im Umgang mit Hunden mitbringen und ihr ungeachtet ihrer gesundheitlichen Einschränkungen ein Zuhause schenken möchten. Djamila wird das Leben ihrer Menschen im Gegenzug mit grosser Zuneigung, molossermässig guter Laune und grenzenlosem Vertrauen bereichern.
Kontakt:
Stiftung TierRettungsDienst - Leben hat Vortritt
Tierheim Pfötli
Lufingerstrasse 1
8185 Winkel
Telefon: 044 864 44 00
Fax: 044 864 44 04
Email: info(at)tierrettungsdienst.ch
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